Vernetzung

04.09.2024 Theater und Soziale Arbeit – Fortsetzung

Im Rahmen des Kultursommer 2024 der katho möchten wir mit unserem Vernetzungstreffen erneut in den Austausch gehen und freuen uns über alte und neue, inspirierende Begegnungen.

07.09.2023 Theater und soziale Arbeit

Anders, abwechslungsreich, spannend und mit ganz tiefen Einblicken in die ax-o e.V. Kompetenzen und Aufgaben. In Kooperation mit der katholischen Hochschule Aachen (katho) haben wir unser inzwischen traditionelles und jährliches Vernetzungstreffen in die hochschuleigenen Seminar- und Weiterbildungsräumen der Robert-Schumann-Straße verlegen können. Der zuvor mit Damaris Nübel sorgfältig ausgewählte Schwerpunkt „Theater und Soziale Arbeit“ fügte sich hierbei gekonnt in das pädagogische Konzept der Hochschule ein. Nübel ist Professorin für „Theater und Literatur in der sozialen Arbeit“ und hat innerhalb kürzester Zeit den katho-eigenen Kultursommer etabliert.

Den Kontakt zum Lehrstuhl und die Idee zur Zusammenarbeit verdanken wir mitunter unserem langjährigen Mitarbeiter Raphael Fachner. Fachner leitet seit 2021 das Projekt CreACT LAB bei ax-o e.V. und arbeitet seit 2017 mit dem Medium Theater im Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Am Zentrum für Ästhetik und Kommunikation der katho Aachen – kurz Zäsko – veranstaltet der ausgebildete Schauspieler, Regisseur und zugleich Sozialarbeiter Theaterworkshops. So lag es auf der Hand, dass auch beim ax-o e.V. Vernetzungstreffen Raphael Fachner die Teilnehmenden mit einem Theater-Workshop abgeholt hat und völlig neue, selbstreflektierende Erfahrungen vermitteln konnte. Weiterlesen

Forumtheater nach Augusto Boal

Etwa 20 Teilnehmende, und damit gut die Hälfte aller Gäste des Vernetzungstreffens hat Fachner, gemeinsam mit der Sprach-, Kultur- und Erziehungswissenschaftlerin Ilham Sbaa auf eine Selbsterfahrungsreise mitgenommen. Für diese kritische Selbstreflexion wurden die Methoden der Statuenarbeit als auch die des Forumtheaters nach Augusto Boal gewählt. Letzteres gilt als Empowerment, die Benachteiligten eine Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung für soziale Konflikte ermöglichen kann. Deshalb zählt das Forumtheater zum Konzept des „Theater der Unterdrückten“ und wird häufig in der rassismuskritischen und der Präventionsarbeit eingesetzt.

Der Vorteil des Forumtheaters, das ax-o e.V. auch in seinem umfangreichen Portfolio anbietet, ist die Mitnahme aller Workshopteilnehmer. Gemeinsam wird ein Problem-Szenario entwickelt. Ausgewählte Akteure aus den eigenen Reihen setzen dieses Szenario um. Der Rest, das Publikum, beobachtet und entwickelt mögliche Variationen, die zur Lösung des Problems beitragen könnten und geben den Schauspieler konkrete Regieanweisungen für eine Wiederholung der Szene.

Beim Vernetzungstreffen wurde eine typische Mobbingsituation im Klassenzimmer nachgespielt. Hierbei haben sich zwei Jugendliche verbunden und eine Klassenkameradin psychisch drangsaliert. Die Lehrkraft stand fast machtlos daneben und schaute dem Treiben zu. Versuche durch unterschiedliche Anweisungen den Konflikt zu lösen, verpufften zunächst wirkungslos. Jedoch zeigten bestimmte Ansätze des Publikums, die Situation zu entschärfen, am Ende einen (Teil-)Erfolg. Raphael Fachner und Ilham Sbaa moderierten die Aufführung und gaben dabei acht, dass weder die Schauspielenden noch Personen im Publikum getriggert wurden.

Das Theatrale Mischpult

Parallel zum Forumtheater nahmen etwa 20 weitere Teilnehmende des Vernetzungstreffens am Theatralen Mischpult teil. Dieser zweite Workshop des Tages wurde vom ax-o e.V. Mitarbeiter, dem Theaterpädagogen und Dramaturgen Sebastian Clar geleitet. Das Theatrale Mischpult ist eine, von Maike Plath als Gesamtkonzept entwickelte, Methode individuelle Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Teilnehmenden sollen ermutigt und ermächtigt werden, ihre eigenen (Mischpult-)Kanäle autonom, selbstbestimmt und versiert so zu steuern, dass ein gemeinsames Zusammenspiel entsteht.

Die Umsetzung vor Ort erwies sich als unkompliziert. Die Gruppenmitglieder des Workshops stellten – jeder für sich – aus dem vorhandenen „Karten-Material“ ein Mischpult zusammen. Hierfür standen unterschiedlichste Motive und Anweisungen aus vielen Kategorien wie z.B. Gefühle, Ästhetik, Bewegung oder Gestik zur Verfügung. Durch das offene Auslegen der Karten in der Mitte des Raumes entwickelte sich prompt ein Wissenskollektiv, auf das jeder Zugriff hatte.

Die Teilnehmenden nahmen abwechselnd eine Führungsposition ein und gaben Anweisungen. Dabei durften sie nur das Material nutzen, das offen ausgelegt war. Da jede Führungskraft andere Präferenzen hatte, variierte sowohl der Arbeitsprozess als auch das Ergebnis. Erlaubt war alles – auch die Arbeitsverweigerung. Für die Spielerinnen und Spieler bedeutete der Ablauf eine ganz neue Erfahrung auf ästhetischer und sozialer Ebene.

Sebastian Clar ist seit 2023 durch ACT e.V. in Berlin als Trainer zertifiziert, Workshops zum Theatralen Mischpult nach dem Veto Prinzip anzubieten. Seither ist ax.o e.V. in der komfortablen Lage, die Methode als ein Schwerpunkt der partizipativen Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen anzubieten. Individuelle Erkenntnisse entstehen in diesen Workshops besonders im Bereich der demokratischen Führung, wobei der Kern sicherlich in der Beantwortung der Frage liegt: „Wie muss ich mich im Umgang mit anderen Verhalten, um erfolgreich ein anspruchsvolles Produkt zu erschaffen?“

Vorträge, Feedback und ein nettes Beisammensein

Begleitet wurde das diesjährige Vernetzungstreffen in Kooperation mit dem fünftägigen Kultursommer der katho von drei kurzen, aber inhaltlich spannenden Vorträgen.

Zum einen stellte Raphael Fachner das ax-o e.V. Angebot creACT Theater Labor vor und referierte mitunter über das Theatrale Mischpult, aber auch über weitere theaterpädagogische Projekte und Techniken. Diese werden seit 2021 als Workshops in Offenen Türen und anderen Jugend- und Erwachseneneinrichtungen angeboten und stoßen seither auf viel Zustimmung.

Die zweite Referentin war Damaris Nübel vom Lehrstuhl selbst. Sie stellte ihr neues Buch „Theater in der Kita. Die Kita ins Theater“ vor und legte dabei viel Wert darauf, nicht zu spoilern. Nur so viel vorweg – Kinder unter fünf Jahren sind sehr wohl in der Lage nachzuvollziehen, was SchauspielerInnen auf der Bühne darstellen, sofern das Theater Kindgerecht aufbereitet ist. Auf diese Erkenntnis kamen in Deutschland viele KünstlerInnen und PädagogInnen des Kindertheaters aber erst in den vergangenen 20 Jahren. Zu spät, denn „während die deutschen Theatermacher*innen das Kleinkind als noch nicht fertiges menschliches Wesen begriffen, waren die Kolleg*innen aus dem europäischen Ausland davon überzeugt, dass kleine Kinder mit vielen Kompetenzen ausgestattete Menschen sind…“. So gab es schon damals in vielen Ländern um Deutschland herum Theaterangebote für Kitakinder.

Passend zum Hochschul-Umfeld und dem Gesamtkontext der Veranstaltung stellte zuletzt Eva Adorjan vom Bundesverband Theaterpädagogik e.V. Wege zum zertifizierten Theaterpädagogen vor. Umfassend und trotzdem kompakt erklärte Adorjan die Zugangsvoraussetzungen zur umfangreichen Weiterqualifizierung und Möglichkeiten, in denen Theaterpädagogen ihr erlerntes Knowhow gezielt einsetzen können. Den Berufsabschluss zum gesetzlich geschützten Begriff Theaterpädagogin BuT® bzw. Theaterpädagoge BuT® gibt es seit 1999. Er richtet sich vor allem an ausgebildete PädagogInnen und KünstlerInnen.

Zum Ausklang des Abends versammelten sich die Teilnehmenden des Vernetzungstreffens zu Getränken und Snacks in der Cafeteria und im Hof der Einrichtung. Studierende der katho, Mitarbeitende des Kommunalen Integrationszentrums der StädteRegion Aachen, IN VIA Aachen aber auch Profis aus der Aachener Theaterszene konnten sich hier intensiv über die Veranstaltung, ihren eigenen Erfahrungen und den Inhalten des Tages austauschen. Dabei betonten viele den gelungenen Ablauf der Workshops und den Spaß- sowie Erkenntnisfaktor des ax-o e.V. Vernetzungstreffens.

Das neue Konzept kam jedenfalls so gut an, dass bereits jetzt eine Fortführung in Kooperation der katholischen Fachhochschule Aachen im Kultursommer 2024 geplant ist.

Programm

16.09.2022 Vernetzungstreffen „18 Jahre ax-o e.V.“

Eine Geburtstagsparty mit Seltenheitswert

Der 18. Geburtstag ist etwas Besonderes – auch für ax-o e.V. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit beginnt in der Regel der spannende Teil des Lebens, der gebührend eingeläutet werden möchte. Also haben wir unser jüngstes Vernetzungstreffen dafür genutzt, einerseits die bisherigen Highlights unserer geschlechtersensible Pädagogik Revue zu passieren und – was deutlich wichtiger ist – unser aktuelles Projekt „Theater-Lab: Spiele was du fühlst und zeige was du denkst“, gefördert durch Aktion Mensch, vorzustellen. Weiterlesen

Aber natürlich haben wir auch unseren Geburtstag ausgiebig mit unseren Gästen aus Jugendeinrichtungen, kommunalen Jugendämtern und weiteren, Jugendarbeit leistenden Vereinen gefeiert.

Eindrücke mitnehmen, Kontakte knüpfen, Ideen finden

Pünktlich um 16 Uhr eröffnete Eva Köhl das Vernetzungstreffen im Foyer der Nadelfabrik Aachen mit einem kurzen Rückblick auf die vergangenen 18 Jahre. Es war die „Initiative Boys‘ Day in Aachen“, mit der 2002 auf den bundesweit eingeführten „Girls-Day“ geantwortet und der Grundstein für ax-o e.V. gelegt wurde. Warum sollten Schülerinnen einen Tag lang in sogenannte Männerberufe hineinschnuppern dürfen und die Jungs aber nicht in sogenannte Frauenberufe?

Es folgten weitere Konzepte wie „Judo für junge Menschen mit Behinderungen“ oder das heute immer noch sehr beliebte Projekt „Coole Geschichten“. Seit 2006 bildet der Verein an weiterführenden Schulen in und um Aachen herum Jungen und junge Männer zu Vorlesern aus.

„Unsere Arbeit wäre ohne die Unterstützung durch Projektförderungen und Spenden nicht möglich“, betonte Eva Köhl auf dem Treffen, bevor sie zum aktuellen Projekt überleitete.

Theater-Labore

Gefördert durch Aktion Mensch und auf vier Jahre angelegt, startete bereits im Oktober 2021 das große Projekt „Theater-Lab: Spiele was du fühlst und zeige was du denkst“. An bis zu drei Standorten, nach Möglichkeit Jugendeinrichtungen, entstehen innerhalb der Städteregion Aachen bis 2025 Theater-Labore. Idealerweise sollen diese auch nach der Förderzeit selbstständig weitergeführt werden. „Das ist ein außerordentlich spannendes Vorhaben, aber auch gleichzeitig eine Herausforderung“, erklärte Projektleiter Raphael Fachner, als er das Konzept den Gästen vorstellte.

Ziel ist, dass die Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren ihr eigenes Theater kreieren und dabei ihre persönlichen Probleme und ihre Sicht und Wahrnehmung auf ihr Umfeld thematisieren. Nur wenn sie es selber wollen, wird dann daraus ein Theaterstück für die Bühne. Raphael Fachner hat bereits Erfahrung mit solchen Projekten. Der ausgebildete Schauspieler und Sozialarbeiter hat seit 2013 schon einige Theaterworkshops bei ax-o e.V. umgesetzt. Mal entstand innerhalb von nur zwei Wochen ein komplettes und packendes Theaterstück rund um Kaiser Karl, mal stand die Arbeit mit Geflüchteten im Vordergrund und mal trafen sich Schülerinnen und Schüler aus Baesweiler in ihrer Freizeit zum Theater-Labor: „Mehr als Fack ju Göthe“.

„Das Virus hat unsere Arbeit, aber auch die Arbeit kommunaler Jugendeinrichtungen erheblich erschwert“, erklärte Fachner. Viele Jugendliche finden erst allmählich wieder den Weg in die Jugendeinrichtungen wie Offenen Türen. Deshalb hat ax-o e.V. beschlossen, das große „Theater-Lab“ Projekt zunächst im Kontext Schule im Rahmen von Projekttagen oder Ferienspielen in kleiner Form als Mini-Lab anzubieten. Einige haben bereits stattgefunden und Jugendliche für das „Theater-Lab“ begeistert. Weitere Mini-Labs sollen während der gesamten Projektlaufzeit folgen.

Fachner freut sich auf die Umsetzung des großen Projektes „Theater- Lab“ und ist überaus glücklich mit „Aktion-Mensch“ einen sensiblen Förderer im Boot zu haben, auf den Verlass ist. In der OT-Nautilus in Würselen läuft bereits das erste der drei Theaterlabore und ein weiteres steht in Herzogenrath in den Startlöchern.

„Kinder und Jugendliche sind die besten Schauspieler, die einem die Wahrheit ins Gesicht knallen“, beschreibt er die Zusammenarbeit mit den Schülern. Aber er weiß auch, dass sich die Gruppen erst entwickeln müssen und dass das ein gutes Stück Arbeit bedeutet. Umso mehr ist Fachner erleichtert, mit AKuT e.V. (Aachener Kultur- und Theaterinitiative) und kreaktiv e.V. zwei professionelle Kooperationspartner an der Seite von ax-o e.V. zu haben.

4 in 1

Geplant war, „Theater-Lab“ bereits Anfang des Jahres 2022 im Rahmen einer Kick-Off Veranstaltung vorzustellen und das Interesse auf das anspruchsvolle Projekt zu wecken. Doch wie die meisten Veranstaltungen weltweit, musste auch diese wegen Corona verschoben werden. Entsprechend war der 18. Geburtstag ein mehr als geeigneter Rahmen, die Kick-Off Veranstaltung mit dem Vernetzungstreffen zu kombinieren und darüber hinaus die Kooperationspartner AKuT e.V. und kreaktiv e.V. vorzustellen.

AKuT e.V. unterstützt das Projekt fachlich und kompetent in den Bereichen Theater und Theaterpädagogik, beschrieb Jutta Steinbusch die vertraglich festgelegte Kooperation mit ax-o e.V. Steinbusch ist Schauspielerin und Supervisorin und vertrat AKuT e.V. auf dem Vernetzungstreffen. Sie kennt die enormen Vorteile therapeutischer Ansätze von Theaterangeboten für Kinder und Jugendliche aus Erfahrung.

„Mit dem Projekt Theater-Lab ist eine sehr spannende und zukunftsweisende Kooperation zweier etablierter Vereine entstanden, die zusammen ein breit aufgestelltes Netzwerk bilden“, erklärte Steinbusch die künftige Zusammenarbeit. ax-o e.V. hat den direkten Draht zu den kommunalen Jugendämtern und Jugendeinrichtungen und AKuT e.V. wiederum zu den Bildungsämtern und freischaffenden Künstlern. Darüber hinaus stünde den Jugendlichen bei Bedarf das T99 zur Verfügung, sobald sie bereit sind, ihr Stück auf die Bühne zu bringen.

Die zweite, enge Zusammenarbeit bei dem Projekt hat ax-o e.V. mit kreaktiv e.V. vereinbart. Der junge Verein trägt mit seinen Mitgliedern nicht nur für eine Kapazitätserweiterung bei, sondern liefert auch fachlichen Input von außen, so Josefine Mendez. Die Sprechwissenschaftlerin und Sprecherzieherin unterstrich auf dem Vernetzungstreffen die Kernkompetenzen von kreaktiv e.V., die drei Bereiche abdeckt: Sprachliche Kompetenz, Gesundheitsthemen und die besondere pädagogische Arbeit von Clowns. Ein weiterer, wertvoller Gewinn für das Projekt „Theater-Lab“ sind aber auch die Kontakte von kreaktiv e.V. in die Voreifel und somit in ländlichen Regionen von Aachen.

Mendez unterstützt mit ihrer Expertise und Fähigkeiten seit geraumer Zeit selbst die professionelle Theaterarbeit in Aachen. Zumal sie durch ihre Verbundenheit sowohl mit der Arbeit als auch mit den Strukturen von ax-o e.V. bestens vertraut ist. „Theater ist für mich Teamarbeit“, betont die Dozentin und Referentin. Auf dem Vernetzungstreffen sicherte sie auch in Zukunft eine weitere, intensive Zusammenarbeit mit ax-o e.V zu.

Das Schlusswort beim Vernetzungstreffen übernahm dann wieder Eva Köhl. „Mit den beiden Kooperationspartnern an Bord sind wir, ax-o e.V., bestens für das Projekt „Theater-Lab“ gerüstet und zuversichtlich, dass wir hier etwas einzigartiges auf den Weg gebracht haben“, meinte sie und bedankte sich noch einmal ausdrücklich für die wertvolle Unterstützung durch Aktion-Mensch e.V.

Programm

20.08.2020 Vernetzungstreffen „Coole Geschichten“

Unsere Vernetzung fand in diesem Jahr einen neuen Rahmen. Wir haben uns für ein kleine Ausstellung entschieden, die am 20.08. ab 16:00 Uhr im Foyer der Nadelfabrik zu sehen war. Vier Stationen bildeten den Rahmen der Veranstaltung:

  • Allgemeine Informationen über ax-o e.V. und über das Projekt Coole Geschichten anhand kurzer Videos
  • Leseecke mit Kinderbüchern aus der Praxis und einem Dokumentationsfilm über einen jungen Vorleser aus Afghanistan
  • Mitmachstation: Sprechtraining und Artikulationsübungen
  • Station für den persönlichen Austausch unter den Gästen

Während der gesamten Veranstaltung standen die Mitarbeiter von ax-o für alle Fragen der Besucher*innen zur Verfügung. Dabei interessierten diese sich besonders für den Ablauf, die inhaltlichen Schwerpunkte und den Umfang der Vorleseausbildung. Raphael Fachner beschrieb ausführlich den Aufbau des Sprechtrainings. Er erklärte, dass sich ax-o bei der Durchführung am jeweiligen Bedarf der Zielgruppe orientiere und sowohl die Ausbildung in mehreren Blöcken, als auch in wöchentlichen Unterrichtsstunden anbiete. Auch die Gruppenstärke und das Alter der jungen Männer mit Fluchterfahrung, die an dem Projekt teilnehmen, sei variabel. Weiterlesen

Eine besondere Magnetwirkung auf die Gäste hatte die dritte Station. Hier konnten sie in kleine Bereiche des Sprechtrainings hinein schnuppern. Der Schauspieler, Sozialarbeiter und langjähriger Mitarbeiter von ax-o Raphael Fachner animierte die Besucher, die fünf Vokale des Alphabets mit unterschiedlichen Emotionen vorzutragen. So klang ein „A“ mal traurig, mal wütend, mal bestimmend oder auch ängstlich. Anschließend übte er mit den Gästen das gedankliche Loslassen vom Alltag. Dazu balancierten diese einen langen Stab auf ihrer Handfläche. „Wir bestimmen, wohin sich der Stab neigt und nicht umgekehrt und konzentrieren uns nur darauf“, erklärte der erfahrene Vorlesetrainer.

Am Beispiel der städtischen Gemeinschaftshauptschule Drimborn beschrieb Raphael Fachner die erreichten Erfolge mit den jungen Geflüchteten. Hier findet die Ausbildung zum Vorleser bereits im dritten Jahr als Ergänzung zum Deutschunterricht statt. Die Teilnehmer, erklärt Fachner, hätten durch das Projekt ihre (Vor-)Lesefähigkeit deutlich gesteigert. Auch ihr Selbstbewusstsein sei gestärkt.

Nathalie Thomé, Mitarbeiterin des Jugendamtes der Stadt Würselen, erzählte, dass sie das Sprechtraining kürzlich für junge Männer in Wohngruppen gebucht habe. Die Geflüchteten hätten sich anfangs nicht in die Öffentlichkeit getraut. Schon nach wenigen Einheiten, seien sie deutlich mutiger und würden versuchen, sich auf Deutsch mit anderen zu unterhalten.

Johanna Meiers vom SKM, Katholischer Verein für soziale Dienste in Aachen e.V., nutzte die Veranstaltung wiederum, um sich ausführlich über das Sprechtraining zu informieren. Im Austausch mit den übrigen Gästen verriet sie, dass sie das Projekt auch, begleitend zur Ausbildung junger Geflüchteter, in Unternehmen vorstellen wolle.

In lockerer Runde lernten sich die Besucher*innen untereinander kennen und teilten ihre beruflichen Erfahrungen. Alle waren sich darin einig, dass die Unterstützung von jungen männlichen Geflüchteten – auch durch das Projekt „Coole Geschichten“ – noch stärker in Schulen und anderen Einrichtungen etabliert werden müsse.

Mit dieser Veranstaltung endet die langjährige Unterstützung durch den bundesweiten Förderer Aktion Mensch. „Aber kein Grund zur Trauer“, war Eva Köhl guter Dinge. „Die Nachfrage für das Sprechtraining reißt, trotz aktuell erschwerter Umstände, nicht ab – und wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die uns durch ihre finanziell und ideelle Unterstützung die Arbeit mit den jungen Geflüchteten erst möglich gemacht haben.

Vernetzungstreffen „2 1/2 Jahre Förderung des Ehrenamts von Jungen, Rückblick und Ausblick“

Um auch junge Menschen mit Fluchterfahrung für das Ehrenamt bzw. Freiwilligendienste zu begeistern, startete ax-o Anfang 2017 eine Neuausrichtung der Projekte „Coole Geschichten“ und „Soziale Jungs Städteregion Aachen“. Nach zweieinhalb Jahren ist das Projekt nun beendet. Auf unserem fünften Netzwerktreffen am 29.08.2019 im Welthaus Aachen haben wir ein Fazit aus unserer Arbeit gezogen und mit etwa 30 Teilnehmern weitere Projekte für die Zukunft besprochen. Weiterlesen

Die „Coolen Geschichten“ verbunden mit einem Sprechtraining für junge Geflüchtete werden ein weiteres Jahr durch Aktion Mensch gefördert.

Projekte wie „Soziale Jungs Städteregion Aachen“ und „Coole Geschichten“ benötigen viel Überzeugungsarbeit: häufig stoßen sie auf Skepsis von Seiten der Schulen oder passen zum Teil nicht in den Zeitplan der Schüler. So mussten wir im Vorfeld Stolpersteine aus dem Weg räumen und Umwege gehen, um die Rahmenbedingungen für diese Projekte zu schaffen. Wir hatten uns das Ziel gesetzt, bis zu 100 Jungen und junge Männer zu erreichen, um sie für die ehrenamtliche Arbeit im sozialen Bereich zu gewinnen. Davon wiederum sollten 30 Prozent Menschen mit Fluchterfahrung sein. Neben dem Integrationsgedanken des Konzepts, geflüchtete junge Männer fester in die Gesellschaft einzubinden, sollten diese auch für soziale Berufe begeistert werden. Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern haben wir unser Ziel erreicht.

Wir bedanken uns für die bisherige, gute Zusammenarbeit bei allen Beteiligten und Kooperationspartnern. Unsere genderspezifischen und nachhaltigen Projekte möchten wir auch in Zukunft fortführen. Hierfür entwickeln wir alte Konzepte weiter und arbeiten bereits an neuen Angeboten.

Programm

Vernetzungstreffen „Perspektiven auf die Lebenswelten junger Geflüchteter“

Um jungen Geflüchteten eine Zukunft in Deutschland zu ermöglichen, gilt es zunächst sie zu verstehen und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Besonders traumatisierten Jugendlichen fällt es aber schwer, sich mitzuteilen und ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Etwa 40 Teilnehmer*innen aus verschiedenen Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen folgten am 20.02.2019 unserer Einladung zum vierten Vernetzungstreffen. Gemeinsam erörterten wir in der Nadelfabrik Aachen die Themen „Traumatisierte junge Geflüchtete“ und „Spannungsfelder der Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe“. Weiterlesen

Für den ersten Teil der Veranstaltung konnten wir Diplompsychologin Angela Dittmann vom Psychosozialen Traumazentrum für Flüchtlinge in Ahlen als Referentin gewinnen. Die Therapeutin arbeitet mit traumatisierten jungen Geflüchteten und unterstützt sie dabei, ihre belastenden Erfahrungen zu verarbeiten. Sie erklärte in ihrem Vortrag u. a., dass ein Trauma aus einer Ohnmachtssituation heraus entsteht und beschrieb die körperlichen und seelischen Symptome sowie die Ziele ihrer Arbeit. Viele Geflüchtete bringen Ängste und Bilder mit, die sie bis in den Schlaf verfolgen. Aber auch eine schlechte Bleibeperspektive erschwert die Behandlung, da sie in ständiger Angst leben, abgeschoben zu werden. In der Arbeit mit traumatisierten Geflüchteten ist es überaus wichtig, kulturelle Unterschiede zu kennen, gegenseitig nachsichtig zu sein und Vorurteile abzubauen.

Im zweiten Teil des Vernetzungstreffens beschrieben die Teilnehmer*innen aus eigener Erfahrung die Spannungsfelder in der Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe. Eine unkoordinierte und unbefriedigende Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen geht häufig zu Lasten der Geflüchteten und deren Perspektive. Deshalb haben sich die Teilnehmer*innen Gedanken darüber gemacht, wo genau sie die Spannungsfelder sehen und was getan werden kann, diese aufzulösen.

Unter dem Aspekt, junge Geflüchtete zu fördern und zu fordern, stellte man vor allem Spannungsfelder durch mangelnde Kompetenz der Lehrkräfte, schlechte Kommunikation zwischen Schule und Jugendhilfe sowie unterschiedliche Interessen von Schule und Schulsozialarbeiter*innen fest.

Auf der Basis dieser Spannungsfelder entwickelten die Teilnehmer*innen Lösungsansätze. Fast jeder forderte, dass die von der Politik und Verwaltung vorgegebenen Rahmenbedingungen geändert werden müssen. Des Weiteren kamen wir zu dem Ergebnis, dass:

  • Möglichkeiten geschaffen werden müssen, Lehrkräfte im Bereich Jugendhilfe weiterzubilden und zu fördern,
  • unterschiedliche Kompetenzen und Ziele zwischen der Sozialarbeit und Schule klarer definiert und abgegrenzt werden müssen,
  • die Kommunikation zwischen Jugendhilfe und Schule deutlich gesteigert werden muss,
  • einheitliche Strukturen und realistische Ziele im gesamten System nötig sind.

Die eigene Professionalität und Haltung zu optimieren ist dabei ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Professionalität ist ansteckend“, so Josefine Mendez von ax-o e.V.

Programm

Vernetzungstreffen „Coole Geschichten“: ein Vorlese(r)-Projekt für Jungs

Das dritte Vernetzungstreffen des ax-o e. V. fand am 14. September 2018 mit dem Schwerpunkt „Coole Geschichten“ statt: Seit 2006 bildet der Verein Jungen im Rahmen des Projekts zu Vorlesern aus; seit 2017 tragen auch junge männliche Geflüchtete Geschichten in Kindergärten vor. Nach einem Blick auf die Vereinsgeschichte und die vergangenen Vernetzungstreffen ging es um die Frage „Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich mit der neuen Ausrichtung des Projekts und wie können wir noch mehr junge männliche Geflüchtete dafür begeistern?“. Um dies zu beantworten, tauschten sich die anwesenden Vertreter verschiedener sozialer Einrichtungen, die Wohngruppen mit jungen Geflüchteten betreuen, intensiv über ihre Erfahrungen aus und sprachen über konkrete Kooperationsmöglichkeiten. Weiterlesen

TOP 1: Vorstellung ax-o e. V.

Um den Teilnehmenden die Funktionsweisen und Angebote von ax-o näherzubringen, fasste ax-o-Projektleiterin Eva Köhl zunächst die Geschichte des Vereins zusammen:

Jahr Meilenstein Kooperationspartner
2002 -2003 Initiative Boys‘ Day in Aachen
2004 Gründung ax-o e. V. Landschaftsverband Rheinland
2005 Projekt „Neue Wege für Jungs“ Bundesmodellprojekt
2006 Projekt „Coole Geschichten“ Aktion Mensch/Robert Bosch Stiftung
2010 Anerkennung als freier Träger
2012 Projekt „Soziale Jungs StädteRegion Aachen“ Sparkassenstiftung
2017 Projekt „Junge männliche Geflüchtete sozial engagiert“ Aktion Mensch
2018 Projekt „Sprechtraining“

Die Aktivitäten des Vereins gehen auf die private Initiative „Aachener Boys‘ Day“ zurück. Diese riefen Schüler und Eltern der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Aachen 2002 als Pendant zum bundesweiten „Girls‘ Day“ ins Leben – auch Jungen sollten Einblick Berufsfelder erhalten, die als typisch weiblich gelten. Aus der Initiative gründete sich im Jahr 2004 schließlich der ax-o e. V., der seither die geschlechterspezifische Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen in der StädteRegion Aachen unterstützt. Als anerkannter freier Träger arbeitet ein speziell ausgebildetes Team projektgebunden mit öffentlichen sowie privaten und gemeinnützigen Kooperationspartnern zusammen. Soziale Einrichtungen können den Verein damit beauftragen, diese Projekte mit Jugendgruppen in ihrer Einrichtung durchzuführen.

Aktuell liegt der Fokus auf der Aktion „Junge männliche Geflüchtete sozial engagiert“, die 2017 mit Unterstützung der Aktion Mensch entstand. Sie hat zum Ziel, junge männliche Geflüchtete für soziales Engagement oder einen sozialen Beruf zu begeistern und sie auch auf diesem Weg in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Dazu wurden die bestehenden Projekte „Soziale Jungs StädteRegion Aachen“ sowie „Coole Geschichten“ an die Bedürfnisse junger Flüchtlinge angepasst. Für Jugendliche mit geringen Deutschkenntnissen bietet der Verein seit 2018 zusätzlich ein Sprechtraining an.

Rückblick auf vergangene Vernetzungstreffen

Bereits die vergangenen beiden Vernetzungstreffen beschäftigten sich mit der Frage „Wie können wir junge männliche Geflüchtete für soziale Berufe begeistern?“. Es zeigte sich deutlich, dass die Antwort darauf in der Kommunikation mit den Jugendlichen liegt: Über den Austausch erhält man Wissen über das bestehende Bild von sozialen Berufe sowie über soziale Vorbilder in den Herkunftsländern – erst dann können Vorbehalte gegenüber gemeinnütziger Arbeit ausgeräumt werden. Zudem muss der Bekanntheitsgrad entsprechender sozialer Angebote gefördert werden – dazu muss die kontinuierliche Kooperation mit Bildungseinrichtungen gestärkt sowie der Austausch mit den Jugendlichen intensiviert werden.

TOP 2: Erfahrungsaustausch

Besonderes Interesse zeigten die Teilnehmenden am Sprechtraining, das aus dem Projekt „Coole Geschichten“ heraus entstand. Viele junge Geflüchtete würden sich für ihre schlechten Deutschkenntnisse schämen oder aufgrund dieser keinen Schulabschluss bekommen. Das frustriere die Jungen, berichteten die Teilnehmenden. Dies bestätigte auch ax-o-Mitarbeiter Raphael Fachner: Viele Nicht-Muttersprachler würden Deutsch zwar verstehen, hätten jedoch Schwierigkeiten beim Sprechen. Das Sprechtraining ermutigt und befähigt sie dazu, die Sprachbarriere langfristig zu überwinden.

Sprechtraining

Fachner erläuterte den Ablauf des Sprechtrainings:

  1. Information – Vor Beginn des eigentlichen Trainings lernen Jungen und Betreuer einander in einem ersten Gespräch kennen.
  2. Lautbildung – Zunächst lernen die Jungen spielerisch Laute nachzuahmen.
  3. Lesen – Beim Lesen überwinden die Jungen im nächsten Schritt ihre Hemmschwelle, laut zu sprechen.
  4. Sprache anwenden – Zuletzt festigen die Jugendlichen ihr Sprachbewusstsein, indem sie etwa beim Theaterspielen aktiv mit Text arbeiten.

Der Schwerpunkt in allen vier Schritten des Sprechtrainings liegt auf der Beziehungsarbeit sowie dem interkulturellen Dialog – es ist kein Sprachunterricht.

Motivation

Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass der Spaßfaktor bei einem Programm zur Sprechförderung entscheidend für die Teilnahme junger Geflüchteter sei – dieser bleibe bei herkömmlichen Formen der Nachhilfe aus, der Leistungsdruck sei zu hoch. Zudem sei es für die Jugendlichen wichtig, etwa über einen Eintrag auf dem Zeugnis Wertschätzung für ihr freiwilliges Engagement zu erfahren.

Dies zeigte sich auch im Erfahrungsbericht eines Teilnehmers des Projekts „Coole Geschichten“. Er erzählte, dass er für sein soziales Engagement wenig Anerkennung unter Gleichaltrigen erfahren habe. Motiviert habe ihn der Rückhalt im Verein sowie die Wertschätzung der Kinder, denen er vorlas.

Integration

Als Teil des sozialen Angebots von ax-o spielt auch die Integration junger männlicher Geflüchteter eine große Rolle im Projekt „Coole Geschichten“. Die Anwesenden berichteten, dass sich viele Flüchtlinge aktiv in deutschen Vereinen einbringen, andere hingegen ausschließlich Kontakt zu ihren Landsleuten suchen. Insbesondere letztere gelte es für soziale Angebote zu begeistern, um sie in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Die Herausforderungen dabei:

  • Wie bringen wir Jungen aus verschiedenen Institutionen zusammen?
  • Wie können wir entsprechende Gruppen finanzieren?

Antwort darauf könnte eine Zusammenarbeit von ax-o und Jugendämtern sein. Während der Verein die Ämter beim Beantragen von finanziellen Mitteln unterstützt, würden diese als Multiplikatoren und Vermittlungsstelle für die sozialen Angebote dienen. Bislang seien die meisten Jugendämter jedoch nicht über die Projekte von ax-o informiert, merkten einige Teilnehmer an.

Beim dritten Vernetzungstreffen mit dem Schwerpunkt „Coole Geschichten“ wurde also deutlich, dass eine noch engere Zusammenarbeit mit den Jugendämtern in der StädteRegion Aachen notwendig ist, um den Bekanntheitsgrad von Integrationsangeboten weiter zu fördern. Zudem müssen für junge männliche Geflüchtete wie auch für deutsche Jugendliche Anreize geschaffen werden, sich sozial zu engagieren oder Hilfsangebote anzunehmen: Der Spaß und die Gemeinschaft müssen im Mittelpunkt stehen, das freiwillige Engagement muss wertgeschätzt werden.

Programm

Vernetzungstreffen „Soziale Jungs“

„Wie können wir junge männliche Geflüchtete für soziale Berufe begeistern?“ Mit dieser Frage beschäftigten wir uns auch beim zweiten „Soziale Jungs“-Vernetzungstreffen am 14. Februar 2018. Weiterlesen

Vertreter sozialer Einrichtungen kamen auf unsere Einladung in der Aachener Nadelfabrik zusammen, um darüber zu diskutieren, wie man das soziale Engagement von Jungen aus fremden Kulturen fördern kann.

Sich in die Lage junger Flüchtlinge hineinzuversetzen ist außerordentlich schwierig. Das Gedankenspiel „Im Land von Milch und Honig?“ erlaubte den Teilnehmern direkt zu Beginn des Vernetzungstreffens jedoch zumindest eine Ahnung von deren Ängsten und Bedürfnissen. Wir baten unsere Gäste, sich zu fragen: Was würde man nach der Ankunft in Deutschland als Erstes tun? Wie würde man sich organisieren bzw. vernetzen? Welche Hindernisse könnten auftreten und wie würde man den ersten Tag gestalten – wie die erste Woche? Im Gespräch entstand so ein spannender Perspektivwechsel, der die – auch emotionale – Situation junger Geflüchteter greifbar gemacht hat.

Kommunizieren, aufklären, ermutigen

Im Anschluss begrüßten wir Sonja Fatma Bläser, Gründerin des HennaMond e. V. aus Köln. Der Verein bietet Jungen und Mädchen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte einen geschützten Raum, mit dem Ziel, sie in ein, auch bei der Berufswahl, selbstbestimmtes Leben zu begleiten. In ihrem Vortrag gab Frau Bläser Einblick in die kulturellen Unterschiede, mit denen Flüchtlinge in Deutschland zu kämpfen haben und dem starken Einfluss ihrer Angehörigen bei der Meinungsbildung – insbesondere im Hinblick auf das Image sozialer Berufe. In den Herkunftsländern der Flüchtlinge sind diese oft unbekannt oder leiden zum Teil unter einem schlechten Ruf. Um jungen Menschen positive Leitfiguren zu geben, hat HennaMond das Projekt „CHAMPS“ gegründet. Bei diesem besuchen Jugendliche, die sich erfolgreich aus einer fremdbestimmten Lebenssituation gelöst haben, Schulen sowie soziale Einrichtungen und ermutigen dort auch junge männliche Geflüchtete, den Schritt in ein selbstgewähltes Berufsfeld zu wagen.

Insgesamt bot das zweite Vernetzungstreffen viel Raum für Erfahrungsaustausch und weitere Denkanstöße. Es wurde deutlich, dass die Antwort darauf, wie wir junge männliche Geflüchtete für soziale Berufe begeistern können, sowohl in der Kommunikation mit den Jungen als auch mit ihren Angehörigen liegt. Entscheidend ist dabei eine individuelle Beratung unter Berücksichtigung von Herkunft sowie kulturellem und familiärem Hintergrund.

Besonders haben wir uns darüber gefreut, drei junge Geflüchtete aus unserem Projekt „Coole Geschichten“ für unser Treffen gewinnen zu können. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für den Tag mit vielen neuen Informationen und Impulsen!

Programm

Vernetzungstreffen „Soziale Jungs“

Thema „Junge männliche Geflüchtete sozial engagiert“

Vom 28.08.2017 bis 29.08.2017 veranstaltete ax-o ein erstes bundesweites Vernetzungstreffen. Zentrales Thema war die Integration von geflüchteten Jungen und jungen Männern in das Projekt „Soziale Jungs StädteRegion Aachen“. Weiterlesen

Kontakt zu Jugendlichen und Bildungseinrichtungen verstärken

Vorträge der Bildungsbeauftragten der StädteRegion und der Stadt Aachen, der Mitarbeiter von ax-o sowie einer Lehrbeauftragten der Evangelischen Hochschule Bochum mit dem Schwerpunkt Flucht und Migration lieferten wichtige Impulse für den Erfahrungsaustausch: Unsere Gäste erfuhren Wissenswertes über die rechtliche Situation von Neuzugewanderten, über spezielle Bildungsangebote und darüber, wie diese an junge männliche Geflüchtete herangetragen werden können.

Das Ergebnis des Treffens: Nur ein praktischer Einblick in eine soziale Einrichtung motiviert die Jungen, ehrenamtlich aktiv zu werden und perspektivisch eine berufliche Zukunft im sozialen Sektor zu sehen. Doch junge männliche Geflüchtete von einer Hospitation zu überzeugen ist die größte Herausforderung für Pädagogen, Sozialarbeiter und Betreuer. Dies kann nur über einen fundierten Dialog mit den Jugendlichen geschehen, zu dem die sozialen Akteure befähigt sein müssen.

Denn es mangelt nicht an Angeboten, die ihnen einen Zugang zu sozialen Berufen ermöglichen – vielmehr müssen Vorurteile abgebaut und der Bekanntheitsgrad der Angebote gefördert werden. Für die Zukunft gilt es darum, die kontinuierliche Kooperation mit Bildungseinrichtungen zu stärken und den Dialog mit den Jugendlichen zu intensivieren.

Wir blicken auf zwei erkenntnisreiche Tage zurück und bedanken uns bei allen Teilnehmenden für viele wertvolle Denkanstöße!

Programm

Erzieher-Treff

Am 6. Juli 2017 fand unser vorerst letzter „Erzieher-Treff“ statt. Mit Beginn des neuen Schuljahres möchten wir den Kreis etwas größer werden lassen. Weiterlesen

Das Vernetzungstreffen „Soziale Jungs“, zu dem wir für den fachlichen Austausch auch Gäste aus Hamburg und Frankfurt erwarten, bildet den Auftakt. Außerdem sollen diese Treffen zukünftig unter einem bestimmten Thema stehen zu dem wir dann auch einen fachlichen Impulsvortrag einladen möchten.
Leider ist klar, dass wir keine weiteren Treffen im Café Kränzchen durchführen können, da dies Ende Juli schließt.

Wir bedanken uns bei allen bisherigen Teilnehmern des „Erzieher-Treffs“. Die Gespräche haben Spaß gemacht. Gerne bleiben wir in Kontakt. Über ein Wiedersehen am 28./29.8.2017 würden wir uns freuen. Das Thema des Impulsvortrages: „Noch minderjährig oder schon volljährig, wie verändert das die Lebenssituation von jungen Geflüchteten.“ Kader Doğru, Lehrbeauftragte mit dem Schwerpunkt Flucht und Migration an der Evangelischen Hochschule Bochum.